Stadtblick:
1984 - Schicksalsjahr der Guten Stube
Bis in die 1980er Jahre war der Max-Josefs-Platz einer der verkehrsreichsten Plätze der Stadt. Die Fußgängerzone wurde erst 1984 eröffnet.
Nachdem in den 50er und 60er Jahren die Verkehrsdichte in Rosenheim stark angestiegen war, wurde vom Wirtschaftlichen Verband ein Verkehrsausschuss gegründet, mit dem Ziel, den Durchgangsverkehr aus der Stadt herauszubringen und Rosenheims Stellung als Einkaufsstadt und Wirtschaftsstandort zu erhalten und attraktiv auszubauen.
Eine der Forderungen lautete, den Max-Josefs-Platz für den Verkehr zu sperren und in eine Fußgängerzone umzugestalten. Der damalige OB, Albert Steinbeißer, lehnte das Projekt jedoch ab, da es aus verkehrstechnischen Gründen nicht möglich sei, auch bestehe die Gefahr einer "Verödung" des Max-Josefs-Platzes.
Dennoch wurde in der Vorweihnachtszeit 1972 quasi als Versuchsprojekt in der Münchener Straße zwischen der König-Otto-Kreuzung und der Kufsteiner Straße und auf dem Max-Josefs-Platz eine Fußgängerzone eingerichtet. Das OVB berichtete über das Provisorium: "Zeitenweise war der Platz von Menschen übersät. Es kam Feiertagsstimmung auf, manche fühlten sich in Doppelmayrs Zeiten zurückversetzt."
Trotz der positiven Reaktionen der Bürger handelte es sich bei diesem ersten Versuch lediglich um ein Provisorium. Bis der Max-Josefs-Platz endgültig zur Fußgängerzone umgewandelt wurde, verging noch ein ganzes Jahrzehnt.
Damit das Projekt verwirklicht werden konnte, mussten zunächst die nötigen, verkehrstechnischen Grundlagen geschaffen werden, um die Innenstadt zu entlasten. Nach Fertigstellung der zweiten Innbrücke erfolgten ab 1978 weitere Probeversuche einer Fußgängerzone.
1983 wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung der Fußgängerzone ausgeschrieben. Den ersten Preis erhielt ein fünfköpfiges Architektenteam. Für die Gestaltung des Max-Josefs-Platzes wurde ein kleinteiliges Pflaster gewählt, die Gehsteige entfielen; mit Rücksicht auf die Architektur wurde auf Bäume und feste Einbauten, wie sie von anderen Teilnehmern vorgesehen waren, verzichtet.
Ein Jahr später, im November 1984, konnte der erste Bauabschnitt der Fußgängerzone offiziell eingeweiht werden. Noch bevor die letzten Pflastersteine verlegt waren, war bereits im Oktober mit dem Flohmarkt der Wasserwacht eine Art inoffizielle Einweihung erfolgt. Aus dem einst verkehrsreichsten Platz der Stadt war endgültig Rosenheims "gute Stube" geworden.
Text: „Eröffnung der Fußgängerzone.“ In: Rosenheim 2000. Eine Stadt im 20. Jahrhundert. Hg. vom Stadtarchiv Rosenheim. Texte von Ingeborg Armbrüster, Karl Mair und Michael Pilz. Rosenheim, 2000. Online verfügbar unter: https://www.stadtarchiv.de/stadtgeschichte/rosenheim-im-20-jahrhundert/1980-1989/eroeffnung-fussgaengerzone/?L=0