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Erinnerungs­kultur

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Die Stadt Rosenheim setzt sich für eine lebendige Erinnerungskultur ein, die auf einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit basiert.

Dies geschieht im Rahmen verschiedener Projekte und Aktivitäten. Hierzu zählen individuelle Gedenkzeichen für Opfer und Überlebende der NS-Verfolgung im städtischen Raum, digitale Vermittlungsangebote, Veranstaltungen, die Überprüfung historisch belasteter Straßennamen, Ausstellungen und Gedenktafeln.

Die Stadt Rosenheim legt großen Wert auf den Dialog und die Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Forschenden und Schulen. Ziel ist die Förderung einer gemeinsamen Erinnerungskultur – und ein Lernen aus der Vergangenheit.

Erinnerungskultur
Veranstaltung zur Setzung von Gedenkzeichen für jüdische Opfer und Überlebende der NS-Verfolgung, Max-Josefs-Platz, 23.10.2023. Foto: Andreas Jacob
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Personalisiertes Gedenkzeichen für die jüdische Familie Westheimer am Ludwigsplatz, gesetzt am 23.10.2023. Foto: Andreas Jacob

Gedenkzeichen für NS-Verfolgte

1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht. In 12 Jahren Terrorherrschaft verfolgte, quälte und ermordete das NS-Regime Millionen von Menschen in Deutschland sowie den im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten Europas.

Auch in Rosenheim überwachten die Nationalsozialisten sämtliche Lebensbereiche und verbreiteten Hass und Gewalt gegen jene, die nicht in ihr Weltbild passten. Seit 2022 setzt die Stadt Rosenheim personalisierte Gedenkzeichen im städtischen Raum, um an die Opfer und Überlebenden der NS-Verfolgung zu erinnern. Die Gedenkzeichen sollen die Diskriminierung, Entrechtung und Ermordung von Rosenheimer NS-Verfolgten an konkreten Orten sichtbar machen, etwa ihren früheren Wohnorten oder Geschäften.

Die nebenstehende Karte verzeichnet jene Gedenkzeichen, die bereits in Zusammenarbeit mit der Münchner Künstlerin Christiane Huber realisiert wurden.

 

App #ROmember

Als Teil der Erinnerungskultur entwickelt die Stadt Rosenheim derzeit ein digitales Angebot, um historisches Wissen über die lokale NS-Verfolgung zugänglich zu machen. Geplant ist eine App mit dem Titel #ROmember – Erinnern in Rosenheim. Diese mobile Anwendung wird interaktive Inhalte zu Orten bieten, die mit der Rosenheimer NS-Geschichte verknüpft sind. Dazu gehören insbesondere Orte, die einen Bezug zu den Biografien der Opfer und Überlebenden der NS-Verfolgung aufweisen.

#ROmember wird es ermöglichen, verborgenes Wissen zur Rosenheimer NS-Zeit im heutigen Stadtbild sichtbar werden zu lassen. Neben Informationen zu einzelnen Orten wird die App auch Rundgänge mit mehreren Stationen beinhalten, die verschiedene Aspekte der lokalen NS-Geschichte vermitteln.

Die App soll außerdem Möglichkeiten für partizipative Formen des Gedenkens ermöglichen, damit die Rosenheimer Stadtgesellschaft an der Erinnerungskultur teilhaben und diese aktiv mitgestalten kann.

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Die App #ROmember entsteht derzeit als digitales Angebot im Rahmen der Rosenheimer Erinnerungskultur. Foto: Stadtarchiv Rosenheim
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Zeitzeugengespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Ernst Grube in Rosenheim, 10.10.2023. Foto: Johannes Thomae

Veranstaltungen

Die Erinnerungskultur in Rosenheim fußt auf Partizipation und Kooperation. Nur gemeinsam lässt sich Gedenken in unserer Gesellschaft aufrechterhalten. Für dieses Ziel spielen Veranstaltungen eine zentrale Rolle.

Expertenrunden, an denen städtische Institutionen und engagierte Akteure aus der Zivilgesellschaft teilnehmen, fördern den Austausch zur Erinnerungskultur. Sie stärken auch die konkrete Zusammenarbeit im Rahmen verschiedener Forschungs- und Vermittlungsprojekte.

Weitere Veranstaltungen, zum Beispiel Zeitzeugengespräche, machen die Erinnerungskultur in Rosenheim zusätzlich sichtbar und ermutigen interessierte Bürgerinnen und Bürger, aktiv an dieser teilzuhaben.

Überprüfung von Straßennamen

Straßennamen sind von großer Bedeutung für die Identität einer Stadt. Sie spiegeln wichtige Aspekte der örtlichen Geschichte, kulturelle Traditionen und geografische Gegebenheiten wider, indem sie nach Persönlichkeiten, Orten oder landschaftlichen Merkmalen benannt werden.

Da Straßennamen immer im Kontext ihrer Zeit entstehen, kann sich ihre Bedeutung und Wahrnehmung im Laufe der Zeit ändern. Beispielsweise werden Straßen, die nach umstrittenen historischen Figuren benannt sind, häufig zu Diskussionsfällen, wenn sich die öffentliche Meinung zur jeweiligen Person wandelt.

Der Stadtrat hat deshalb eine wissenschaftliche Untersuchung aller Straßennamen in Rosenheim durch das Stadtarchiv beschlossen. Kriterien zur Identifizierung problematischer Straßennamen umfassen unter anderem Bezüge zur Zeit des Nationalsozialismus, extremen Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus oder Frauenfeindlichkeit.

Basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchung wird der Stadtrat über mögliche Einzelmaßnahmen entscheiden, einschließlich der Option von Straßenumbenennungen oder einer verstärkten Sensibilisierung von Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich kontroverser Straßennamen.

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Problematische Straßennamen? Eine wissenschaftliche Untersuchung soll im Einzelfall Orientierung bieten. Foto: Stadtarchiv Rosenheim (generiert mit ChatGPT/DALL-E)
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Blick in die Sonderausstellung „Rosenheim im Dritten Reich“ von 1989. Foto: Stadtarchiv Rosenheim, F 2924; Fotograf: Stefan Trux

Ausstellungen

Die Erinnerungskultur in Rosenheim fand ihren Anfang insbesondere im Ausstellungsbereich. Entscheidend war die Sonderschau „Rosenheim im Dritten Reich“, die 1989 im Heimatmuseum (heute: Städtisches Museum) gezeigt wurde.

Die Ausstellung markierte einen Bruch mit der bis dahin vorherrschenden Verschwiegenheit zur NS-Zeit in Rosenheim. Erstmals wurden Forschungsergebnisse junger Historikerinnen und Historiker einem breiteren Publikum präsentiert. Die Ausstellung beleuchtete u.a. die lokale Geschichte der NSDAP, die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Rosenheim, die Gleichschaltung städtischer Institutionen, den Holocaust sowie die alliierte Bombardierung und Befreiung Rosenheims bis Kriegsende.

Heute sind Ausstellungen noch immer ein wichtiges Mittel zur Auseinandersetzung mit Rosenheims NS-Geschichte. Im Schuljahr 2023/2024 etwa entsteht an der Städtischen Realschule für Mädchen ein Ausstellungsprojekt über die Zither von Gertrud Block, der Schwester von Elisabeth Block. Beide fielen gemeinsam mit weiteren Familienmitgliedern dem Holocaust zum Opfer. Die Zither ist ein einer von wenigen überlieferten Gegenständen – und auf einer der letzten Aufnahmen der Familie Block vor deren Deportation zu sehen.

Gedenktafeln

Gedenktafeln sind wichtig für die Erinnerungskultur, da sie historische Ereignisse und Persönlichkeiten würdigen, die das kulturelle Erbe und die Identität einer Stadtgesellschaft prägen – oder aber Einblicke in dunkle Kapitel der Lokalgeschichte ermöglichen.

In Rosenheim erinnern Gedenktafeln u.a. an die Schicksale von Opfern und Überlebenden der NS-Verfolgung. Derzeit befindet sich eine Gedenktafel für die Opfer der alliierten Luftangriffe auf Rosenheim im Zweiten Weltkrieg am Rosenheimer Bahnhof in Planung.

Im Sinne einer partizipativen Erinnerungskultur bemüht sich die Stadt Rosenheim, konkrete Ideen von Bürgerinnen und Bürger zur Umsetzung von Gedenktafeln einzuholen.

Erinnerungskultur, Stadtarchiv
Gedenktafel für die jüdischen NS-Verfolgten Isaak Isidor Camnitzer und Familie Wiener in der Münchener Str. 28 in Rosenheim, gesetzt von der Initiative für Erinnerungskultur – Stolpersteine für Rosenheim. Foto: Stadtarchiv Rosenheim